Regelmäßig wird in Zeitschriften und im Fernsehen über Rituale berichtet, sei es bei Naturvölkern oder in unseren Breitengraden. Zum Teil sind es Gruppen, die bei einer Feuerzeremonie gezeigt werden, und Einzelne, wie z.B. W. D. Storl, ein bekannter Ethnobotaniker; der bei einem Ritual gefilmt wurde, daß er zu Ehren eines Pflanzengeistes ausführte, bevor er die Pflanze erntete.

Insgesamt ist ein Trend, eine Sehnsucht spürbar, Rituale die in unserem modernen Leben verloren gegangen sind, wieder zu leben.

Was ist ein Ritual überhaupt?

Manche haben ihre sogenannten täglichen Rituale. Diese sind jedoch vom Charakter her Gewohnheiten, die zwar helfen sich zu stabilisieren, doch keine spirituelle Dimension enthalten.

Ein Ritual ist ein fest strukturierter, in seinem wesentlichen Bestandteil, immer gleichbleibender Ablauf. Es ist in eine zeitlose Ebene, den ewigen Kreislauf der Menschheit eingebettet und enthält immer Elemente, die ein symbolische Verbindung (religio- die Rückbindung) zum Großen Ganzen herstellen. Sie finden in einer Zeit zwischen der Zeit statt und sind ein Übergang von der alltäglichen in die nicht-alltägliche Wirklichkeit. Sie sind Momente des Verweilens und der Besinnung. In einem Ritual nimmt der Geist und die Seele Kontakt zu einer Ebene außerhalb unserer materiellen Welt auf. Je nach Absicht, Anlaß und Zeitpunkt wird eine geistige Kraft, die Welt der Elementargeister und die göttlichen Energien um Hilfe gebeten, angerufen und gewürdigt.

Rituale beziehen sich auf eine andere Realität mit ihren eigenen Gesetzen. Entsprechend ist ihre Wirkung und die Ausübung erfordert sowohl die Kenntnis dieser Regeln (Ergebnisse werden nicht gleich sichtbar…etc…), als auch Demut. Rituale und Ungeduld lassen sich z.B. nicht vereinbaren.

Was geben uns Rituale und warum sind sie für die Menschen, weltweit, so wichtig?

Hier eignet sich das Bild der Waage. Zum Einen braucht die Seele des Menschen ebenso Nahrung wie der Körper. Um eine innere Balance zu finden ist es essentiell den Bedürfnissen der Seele, neben allem materiellen Streben, Raum zu geben. Was im Alltag keinen Platz hat, kann im Ritual gelebt und gelöst werden. Rituale wirken durch ihre rhytmische, zyklische Wiederholung heilend und verhelfen den Lebensthemen zum Ausdruck, für die es keine Worte gibt. Sie stärken durch ihre inneren Bilder und erinnern daran, daß wir in eine größere Ordnung eingebunden sind. Der Einzelne wächst im Ritual über sein begrenztes Ich hinaus und versteht die Gesetze des Lebens auf eine irrationale Art. Sie verbinden den Menschen mit den Wurzeln seines Seins.

Es gibt unzählig viele Rituale. Jahreszeitenrituale im Jahreskreislauf, Übergangsrituale die zu allen wichtigen Übergängen im Leben stattfinden, Gruppen- und Einzelrituale, Natur- und Initiationsrituale usw.

Wie können wir Rituale in unseren Alltag integrieren?

Von den unzähligen Möglichkeiten, möchte ich einige Beispiele nennen.

Es war üblich ein Heiligenbildchen im Portemonnaie zu haben als ständige Erinnerung daran, daß Geld im Leben eine Rolle spielt, die nicht überbewertet werden soll. Bei jedem Blick in die Geldbörse wurde man daran erinnert und die Konzentration des Geistes auf das Wesentliche gestärkt.

Der „Herrgottswinkel“ hat früher dem Göttlichen einen wichtigen Platz im Wohnhaus eingeräumt. Dort bat man oft um Segen und Beistand, wenn man längere Wege zu gehen und schwierige Aufgaben zu lösen hatte. Mit Kerzen und Blumen wurde ein Opfer gebracht das Ehrerbietung und Respekt gegenüber der Schutzkraft des Altars, ausgedrückt hat. Mindestens einmal am Tag stand man davor und sammelte sich.

Bauen Sie sich wieder einen Altar auf und machen sie ihn zu einem Platz für spirituelle Energien in ihrer Wohnung. Sie können ihn mit einem Talismann, Edelsteinen und Bildern, die ihnen Kraft geben, gestalten. Suchen sie dafür eine geschützte Ecke (für fremde Augen nicht einsehbar..), die sich gut für sie anfühlt (nicht im Schlafzimmer oder im Durchgang).

Räuchern ist eine Tradition, die noch nicht lange ausgestorben ist. Neujahr, der Aufbruch zu einer längeren Reise, eine neue Wohnung sind Anlässe für Räucherungen. Auch wenn es sich fremd anfühlt, probieren Sie es aus. Dicke Luft braucht Räuchern und ihrer Aura tut es nach einem anstrengenden Tag, oder wenn sie ein Problem lange belastet hat, gut.

Zum Abschluß möchte ich noch vorschlagen ein Tischgebet, bei dem sich alle an den Händen fassen und Mutter Natur für die Gaben danken, als natürlichen Bestandteil Ihres Alltags wieder einzuführen. Ebenso ist Achtsamkeit während des Kochens ein kleines Ritual. Wenn Sie dies mit liebevollen Gedanken und guter Energie begleiten, ist das nährender, als ein in Eile und voller Sorge zubereitetes Essen. Die energetische Botschaft kommt beim Essen an.

Falls Sie es schaffen kleinen Alltagsritualen wieder Raum zu geben und diese regelmäßig durchzuführen, werden Sie merken wie gut das tut.